Termine und Themen:
T1 DI 04.03.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Grundlagen der Cultural Studies
Individualisierung, Globalisierung und Medialisierung
Die Cultural Studies interessieren sich für Phänomene, die im Alltag der ‘Leute’ entstehen bzw. die als ‘populäre Texte’ angeeignet werden. Dabei geht es ihnen um die Aufhebung des Unterschieds von ‘Hochkultur’ und ‘Alltagskultur’, Banales und Kitsch werden wichtig. Im Flokus stehen meist Gegenständen des Alltags (zB. Tennisschläger, Mode, Smartphone usw.), von denen aus der Kontext aufgerissen wird. Architektur ist eine kulturelle Disziplin, dh. ein Feld, in dem Machtverhältnisse verhandelt und Identitäten erzeugt werden. Die Cultural Studies tun das nicht, indem sie Trivialitäten vermitteln, sondern sie orientieren sich an den neuesten Theorien. Wer sich mit ihnen auseinandersetzt, lernt die Argumente aus den Bereichen Soziologie, Medienkunde, Politischer Theorie, Ästhetik, Ethik, Naturphilosophie usw. kennen. Die VL entwickelt die Bedeutung der Architektur anhand von Beispielen aus der alltäglichen Erfahrung von Menschen. Im zweiten Teil geht die VL auf die Mainstream-Phänomene von Individualisierung, Globalisierung (Amerikanisierung) und Medialisierung ein.
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T2 DI 11.03.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Die Kinder von Marx und Coca Cola
Marxismus, Psychoanalyse und Kritische Theorie
Der Vortrag beginnt mit einem Bild aus dem Film ‚Masculin – Feminin oder: Die Kinder von Marx und Coca-Cola’, einem Film von Jean-Luc Godard aus dem Jahr 1966. Der Titel des Films verbindet den Namen von Marx - also das Programm des Marxismus - mit der Marke ‘Coca Cola’, die für den ‘american way of life’ steht, also ein Globalisierungsprodukt symbolisiert, das für die Kosumkultur steht. Damit ist zugleich die Verbindung von Popular Culture / Kapitalismus und Marxismus angesprochen. Für die Cultural Studies ist beides wichtig: die (marxistische oder linke) Kritik und das Phänomen der Popular Culture. Der erste Teil der Vorlesung setzt sich mit den Vorläufern der Cultural Studies auseinander: Marxismus und Psychoanalyse, aber auch mit den Grundzügen der Kritischen Theorie von Adorno und Horkheimer, die bis in die 1980er Jahre die Kultur im deutschen Sprachraum geprägt hat. In den genannten Theorien spielen KRITIK und KONFLIKT eine große Rolle. Zugleich wird gezeigt, wie die Vertreter der Cultural Studies auf diese Theorien reagieren und was sie anders sehen
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T3 DI 18.03.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Pradas neue Kleider
Architektur, Sprache und Mode
Im 20. Jahrhundert rückt die Sprache in den Mittelpunkt der Betrachtung ( linguistic turn’). Die VL führt in die Semiotik von Ferdinand Saussure ein und skizziert den Siegeszug der ‘Lehre von den Zeichen’ in der zweiten Hälfte des 20. Jhrts. (Barthes, Baudrillard, Virilio, Derrida) und zeigt, welche zentralen philosophischen Positionen daraus entstehen. Auf dieser Grundlage könnten Kulturphänomenen unterschiedlichster Art (Literatur, Mode, Architektur ...) gedeutet werden. Die VL bleibt nicht bei der Therie stehen, sondern entwickelt den Diskurs in den Bereichen Mode, Gesellschaft und Architektur. Gerade die Zusammenarbeit von Miuccia Prada mit Rem Koolhaas liefert ein interessantes Beispiel dafür. Die VL beleuchtet das Phänomen “Prada”, das “mythmaking”, “placemaking” und die “brandscapes” des Konzerns und geht auf die Auseinandersetzung der Künstler mit Prada ein. Ein wichtiger Teil der VL ist die Auseinandersetzung mit der postmodernen Architektur, die in einem engen Zusammenhang mit der Semiotik steht (Jencks) und das Phänomen der ‘signature architecture’ in unserer Gegenwart. Abschließend geht es noch um das Phänomen der “mashup-culture” und die Gesellschaft als Simulakrum (Baudrillard).
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T4 DI 25.03.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Berg, Mensch, Architektur
Interview mit Reinhold Messner
Reinhold Messer ist eine Legende: Er war Extrembergsteiger (heuer jährt sich zum 50. Mal das Nanga Parbat- Abenteuer, zum 40. Mal Mount Everest), hat alle 14 Achttausender bezwungen, ist Grenzgänger und Querdenker, Durchquerer der Sand- und Salzwüsten dieser Erde, er war Politiker, Initiator der Messner Mountain Museen, ist Schriftsteller und Bergbauer. Peter Volgger spricht mit dem König der Bergsteiger über das wohl wichtigste Thema, das alle diese Abenteuer vereint: Mensch und Berg. Das Team vom Studio 1 besucht die Bergsteigerlegende an seinem Wohnsitz auf Schloss Juval, das zu den Messner Mountain Museen gehört und dem Thema „Mythen“ gewidmet ist. Von ihr aus entsteht ein spannungsvoller Bogen zum „MMM Corones“, das von Zaha Hadid entworfen wurde. Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen dem Extrembergsteiger und einem Architekten? Wie sieht Reinhold Messner die Zukunft des alpinen Raums? Wie verändert sich das Verhältnis von Mensch und Berg unter den Voraussetzungen von Globalisierung und Medialisierung? Welchen Herausforderungen müssen wir uns in Zukunft stellen?
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T5 DI 01.04.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Where the Wild Things Are
Architektur und Natur
Natur wird es nicht mehr unabhängig von Menschen geben. Die Welt, die wir bewohnen werden, ist eine, die wir gemacht haben. Geologen nennen diese neue planetarische Epoche deshalb auch die ‘Anthroposzene’, die Epoche des Menschen. Der Mensch handelt heute im geologischen Maßstab. Die geologischen Strata, die er produziert, sind Spuren der Industrialisierung, Klimawandel und die Ausrottung von Arten, für die er verantwortlich ist. Es geht darum, gegen die Ent-politisierung des Ökologischen eine politische Haltung in der ‘post-natürliche’ Welt (‘post-nature’) zu entwickeln. In der VL werden Positionen von Žižek und Morton („ecology without nature“) vorgestellt. Die Vorlesung lädt ein zu einer Erkundungsreise an verschiedenen Orten unserer Erde und zur Diskussion von Architekturpropjekten, um die Frage nach dem Verbleib des ‘Wilden’ in unserer Kultur zu stellen. Natur ist nicht “natürlich”: was man darunter versteht, ist immer Ausdruck kultureller und sozialer Praxis. In den Cultural Studies geht es auch um die Frage nach der Macht von Institutionen, die unsere Konstruktion und Repräsentation von ‘Natur’ bestimmen.
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T6 DI 08.04.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Landschaft und Freeriding
Interview mit Hanno Mackowitz
Peter Volgger spricht mit dem Filmemacher Hanno Mackowitz über das Phänomen des Freeridings und beleuchtet es im Kontext von Medien und Landschaft. Globalisierung, Medialisierung und Individualisierung haben dazu geführt, dass sich nicht nur unser Freizeitverhalten geändert hat, sondern auch die Art und Weise, wie wir Landschaft nutzen. Diese wird diffus, dynamisch und risikoreich. Im Freeriding findet – soziologisch gesehen – die „Gesellschaft der Singularitäten“ (Reckwitz) ihren Ausdruck, in der jeder Einzelne einzigartig und unverwechselbar sein möchte und entsprechend seine „Spuren im Schnee“ setzt. Mackowitz findet eine ganz eigene Ästhetik, um die Themen Körper, Raum und Landschaft, die auch zum Architekturdiskurs gehören, filmisch umzusetzen. In seinem neuesten Film „Struktur“ tauchen zudem die Infrastrukturen des Tourismus auf. Infrastruktur-Räume sind heute dezentral, flexibel organisiert und reichen weit in die Landschaft. Wie können wir die neuen Räume und Territorien interpretieren?
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T7 DI 29.04.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
The Sleeping Beauty
Architektur und Postkolonialismus
Eritrea ist eines der ärmsten Länder der Welt. Doch seine Hauptstadt Asmara besitzt ein phänomenales Architektur-Ensemble der europäischen klassischen Moderne: rund 400 Bauten wurden zwischen 1925 und 1941 errichtet, rund ein Dutzend davon sind von außerordentlicher Qualität. Dabei sollte man allerdings auch nicht die Schattenseite vergessen, denn die Hauptstadt Eritreas wurde von den italienischen Faschisten als Sprungbrett für die militärische Invasion in Äthiopien (Abessinienkrieg) ausgebaut. 2017 wurde Asmara zum UNESCO-Weltkulturerbe, weil man dort nicht nur Architektur von hoher Qualität findet, sondern die Gebäude auch von der einheimischen Bevölkerung angeeignet worden sind. So ist ein erstaunlicher Mix entstanden zwischen der Kultur der Einheimischen und jener, die sie von ihren Kolonialherren geerbt haben. Die Eritreer identifizieren sich mit "Bella Asmara", sie trinken Cappuccino, machen ihre "passeggiata" und verfolgen italienischen Fußball. Die ältere Generation spricht noch Italienisch. In den Cultural Studies geht es um die kulturelle Produktion von Bedeutungen. Insofern bietet sich das architektonische Erbe von Asmara an, um dieses Phänomen aufzuspannen im ‘magischen Dreieck’ der CS von Kultur, Macht und Identität. Verschiedene Akteure erzeugen dort unterschiedliche Auffassungen und Bilder von Asmara aus unterschiedlichen ideologischen Perspektiven heraus und erzeugen damit gleichzeitig differierende Identitäten. In der Vorlesung geht es daher um die Frage: Was ist eigentlich Asmara? Was ist die Identität dieser Stadt?
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T8 DI 06.05.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Die Vermessung der Welt
Über die Fotokunst von Jules Spinatsch
Der Schweizer Fotograf Jules Spinatsch stellt seine Kamera auf imStadtrat von Toulouse, beim Weltwirtschaftsforum in Davos, einer Jugendvollzugsanstalt, im Headquarter von SAP, in der Frankfurter Börse, im Wiener Opernball oder in einem Fußballstadion. Damit wir klar,, dass Politik und Ökonomie auch im Zeitalter der Digitalisierung noch an identifizierbaren Orten stattfinden. Die bildhafte Vermessung der Orte - die »semi-automatische Dokumentation - orientiert sich an den Typologien von »Panorama« und »Panopticon«, die Spinatsch zum Teil des kollektiven Gedächtnisses macht und in ihren Gegenwartsbezügen reflektiert. Sind seine Panoramenbilder eine Alternative zum Verfall des öffentlichen Raumes? Was sagen sie über den Zustand des öffentlichen Raumes und der Demokratie aus
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T9 DI 13.05.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Vu’ cumprà - Die Bewohner der transurbanen Archipele
Architektur und Migration
Kleine ethnische Gruppen, die sich weltweit bewegen, können als Seismographen herangezogen werden, um eine Momentaufnahme globaler Prozesse und deren Einfluss auf einen konkreten Ort sichtbar zu machen. Ein Beispiel dafür sind die Muriden in Bozen, Migranten aus dem Senegal, die einer religiösen Bruderschaft angehören. Die Einsicht in ihre Praktiken erweitert unser Verständnis für die vielschichtigen und spannungsreichen Erscheinungsformen von ‚Gegenwelten’ als Folge der globalen Migration. Ihre Per-formativität lässt sich nicht einfach mit dem ‚Integrationsimperativ’ beschreiben, sondern produziert eine Vielzahl kleinster Nischen für kulturelle Verhandlungen und eine Plattform für experimentelle Urbanität, die sich intuitiv mit Veränderungen arrangiert und zu einer Parallelexistenz von Nutzungsansprüchen und kulturellen Praktiken führt. Die Muriden sind ein idealtypisches Beispiel für sogenannte ‚Transmigranten’, das sind hochmobile Gruppen von Personen, die über nationale Grenzen hinweg Beziehungen zum Herkunftsland pflegen und vielschichtige, hybride und dynamische Netzwerke zwischen dem Herkunfts- und dem Ankunftsland etablieren. Diese Menschen führen uns eine vermeintliche ‚Gegenwelt’ vor Augen, die aus dem Aufeinanderprallen von Ferne und Nähe, von ruralen und urbanen Praktiken und der Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigkeiten entsteht. Was in unserer Vorstellung weit entfernt liegt, kommt in eine ungeahnte Nähe, was oft ungewöhnlich und unverständlich ist und uns zugleich auch als Gegenentwurf zur eigenen Lebenswelt erscheint. Seit ihrem „Auftauchen“ in Italien sind die Muriden zumeist als Wanderhändler tätig, anfangs ohne Lizenz und Aufenthaltsgenehmigung, saisonal ihren Aufenthaltsort wechselnd.
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Publikation zum Thema
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Forschungsprojekt
T10 DI 20.05.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Tirol isch lei oans
Architektur und Landschaft
Landschaft hat Konjunktur – als Gegenstand der Künste und als Kategorie theoretischer Reflexion. Im politischen Diskurs erscheint sie heute zumeist als Teil der Orientierung auf ökologische Nachhaltigkeit (Veränderungsdynamik moderner Gesellschaften bedrohen die Natur). In der Migrationsforschung spricht man von ‚sozialen Landschaften’, die durch den Einfluss der Medien entstehen usw. Die Diskussion über ‚Landschaft’ umfasst verschiedenste Disziplinen, daher ist es naheliegend, dass auch in den CS darüber nachgedacht wird, bzw. ‚Landschaft’ in das magische Dreieck der CS einspannt. Tirol bietet sich an, um über ‚Landschaft’ nachzudenken. Es ist ein von der Freizeitindustrie sehr intensiv genutztes Territorium. Die Freizeitindustrie ist heute die größte Industrie der Welt. Der Tourismus organisiert unsere Erfahrung von der Welt. Trotz der intensiven Nutzung wird noch immer der Mythos gepflegt, hier lasse sich ein ‚ursprüngliches Naturerlebnis’ machen, Erholungssuchende fänden hier ‚Natur pur’, Sportbegeisterte ‚die weiße Pracht’, Nostalgiker Landschaften, ‚in denen die Zeit stehengeblieben ist’ (Menschen, die bei der Arbeit jodeln?).
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T11 DI 27.05.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Guattaris Fledermaus - Entwurf einer Ökologie der Sorge
Medienarchitektur und Ökologie
Die ökologische Krise beschleunigt sich. Weltweit sind allein in den letzten Jahrzehnten die Populationen vieler Arten im Durchschnitt um 70 Prozent geschrumpft. Das 21. Jahrhundert ist zu einer Arena des Kamp-fes zwischen zwei scheinbar entgegengesetzten Welten geworden. Eine davon ist der unaufhaltsame tech-nologische Fortschritt. Das wachsende ökologische Bewusstsein der Gesellschaft ist der andere Pol. Muss man auf Technologien ganz verzichten, um die Welt zu retten? Oder kann man beides auf eine kreative Art und Weise miteinander verbinden?
Der franz. Psychoanalytiker Félix Guattari schafft mit seiner »maschinischen Ökologie« die Grundlage für eine ethisch-ästhetische und zugleich mikropolitische Praxis, die beide Sphären »transversal« durchquert und sich auf etwas Anderes hin öffnet. In seinem Buch “Die drei Ökologien” sucht Félix Guattari eine Antwort auf die Katastrophen unserer Zeit, indem er die Umwelt im Großen mit der sozialen und der mentalen Ökolo-gie transversal – das heißt mit einem kritischen Querschnittsdenken – verknüpft.Guattaris wohl originellster Anteil an der Theoretisierung von Ökologie ist seine Suche nach neuen Formen der Subjektivität.
Daniela Mitterberger und Tiziano Derme von MAEID nehmen mit ihren künstlichen Ökologien und Assem-blagen von Mensch, Tier, Pflanze und Maschine diesen Gedanken auf. Sie entwerfen eine lebendige und performative Medienarchitektur, die zu neuen Sichtbarkeiten für komplexe Weltbezüge führt und neue Prak-tiken der Subjektivierung, Kollaboration und Koexistenz beinhaltet. Zugleich bietet sie Ansatzpunkte, die Plausibilität der Techno-Ökologie in den Blick zu nehmen und zu fragen, was sie der Architektur in der aktuellen Lage versprechen. Reicht die Positionierung des Ästhetischen aus oder sollte man nicht vielmehr ethische Fragen stellen?
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T12 DI 03.06.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
“The Sensemaking Machine”
Paranoia, Surrealismus & Künstliche Intelligenz
Der Paranoiker ist die paradigmatische Figur der Gegenwart. Er stellt Beziehungen her zwischen einem flüchtigen Blick und dem Weltganzen. Er findet Verknüpfungen dort, wo vorher keine waren. Das ist eine gute Definition für die paranoische Grundstimmung unserer Zeit, aber auch für die Künstliche Intelligenz, deren Bilder »schön sind, wie das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch«, so der berühmte Satz, den die Surrealisten so sehr liebten. Der Autor nimmt die unerwartete Nachbarschaft von Surrealismus und ökologischem Denken in den KI-generierten Bildern zum Anlass für eine ungewöhnliche Betrachtung. In den im Internet auftauchenden »surreal artworks« findet er nicht nur zentrale Konzepte und Techniken des Surrealismus, sondern auch eine »originale Syntax«. Jacques Lacan bezeichnet damit den Zusammenhang von Paranoia und Theorie, also eine ganz eigene Art der Herstellung von Wissen über die Welt, die strukturelle Ähnlichkeit zur Paranoia aufweist. Für den Autor ist das »paranoische Wissen« der Schlüssel, um die Frage zu beantworten, was denn eigentlich die KI-Kunst zur Kunst mache. Er rekonstruiert die immanente paranoische Perspektive der KI und stellt damit eine kritische Neubewertung unserer digitalen Kultur in Aussicht ...
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T13 DI 10.06.2025 um 13.45-15.15 Gr. HS
Europas »Green Deal« – Eine verhängnisvolle Affäre?”
Architektur, Ökologie und Politik
Ursula von der Leyen setzt sich seit ihrem Amtsantritt als Präsidentin der EU-Kommission für eine Reforminitiative ein, um aus den vielen Krisen der Europäischen Union zu führen. Für das Überleben des Plan¬eten Erde gibt es genauso keine Alternative zum grünen Wandel, wie für das politische Projekt Europas den Prozess der Einigung. Deshalb lancierte die EU-Kommission die Idee eines „Europäischen Bauhauses“, eines ökonomischen und zugleich wirtschaftlichen Projekts, mit dem der europäische „Green Deal“ beispielhaft eingeleitet und Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden soll. Doch damit nicht genug: »Der Green Deal muss auch ein neues kulturelles Projekt für Europa sein!«, fordert von der Leyen. Selten zuvor hat die EU-Kommission von den Architekt*innen so viel Beifall erhalten. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass hier vieles im Copy-Paste-Modus verläuft. Im Kern des Vorhabens wirkt der leere Signifikant »ökologische Modernisierung«, der die jüngst plausible These von der Notwendigkeit einer Postwachstumsökonomie außer Kraft setzt und das Ökologische entpolitisiert. Schon das historische Bauhaus stand für den Wandel und die Avantgarde. Zwar bräuchten wir diesen Wandel unbedingt, aber vieles deutet darauf hin, dass hier lediglich eine innerdeutsche Debatte rund um die Energiewende auf die europäische Ebene übertragen wird. Bei der Reaktivierung des Bauhaus-Mythos fällt auf, dass damit die Kreativwirtschaft unserer Tage, einer der größten Arbeitsmärkte für die Zukunft, gemeint ist. Betrachtet man den Green Deal unter dem Vorzeichen der „Infrastrukturen der Externalisierung“, so wird deutlich, dass Europa seine ökologischen Probleme externalisiert, anstatt seinen Energiebedarf drastisch zu reduzieren. Leitet der Green Deal die versprochene Umweltpolitik ein? Welches Potential hat das Europäische Bauhaus als „kulturelles Projekt“? Ist es eine große Chance für die Architekt*innen oder werden sie damit lediglich in die Rolle gedrängt, das Notwendige schön färben zu müssen?