1. Termin
MO 04.03.2024
Einführung
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2. Termin: MO 11.03.2024
Vortrag 1: Lena Jenn und Sophie Gruner
Rom und Vitruv: Die Stadt und ihre Kriegsmaschine
Bei den ‚De Architectura Libri Decem’ handelt es sich um die einzige größere und zusammenhängende Schrift über Architektur aus der Antike, die sich erhalten hat. Seit der Renaissance ist man davon ausgegangen, dass es sich um einen Text handle, den man problemlos von einem Jahrhundert zum nächsten übertragen könne und dass in ihm eine zeitlose Wahrheit stecke. Tatsächlich baut die Architekturtheorie seit der Renaissance auf Vitruvs Werk auf, ohne diesen Text bliebe die gesamte architektur-theoretische Diskussion bis ins 19. Jhrt. unverständlich. Das war aber nicht immer so: Weder war Vitruv in seiner Zeit ein erfolgreicher Architekt noch maß man seinen Schriften in der Antike große Bedeutung zu. Der Grund dafür liegt nicht zuletzt darin, dass er die Ziegelbauweise und Gewölbetechniken, für die die Römer berühmt wur-den, gar nicht erwähnt. Die Vorlesung geht auf inhaltliche und formale Aspekte des Traktats ein, zeigt seine städtebauliche Relevanz und ordnet ihn in den historischen Entstehungskontext ein. Dabei werden nicht nur die “Tempel” mit ihrer Symmetrie in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt, sondern auch die “Maschinen” und deren Rel-evanz für den zeitgenössischen Diskurs.
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3. Termin: MO 18.03.2024
Vortrag 2: Luigi Berthold und Robin Pohl
Florenz und Alberti – Die Stadt als großes Haus und das Haus als kleine Stadt
Alberti steht am Anfang einer Tradition, die den Schritt macht von der Planung eines Gebäudes hin zur Planung einer ganzen Stadt. Dabei kommt der Baukunst die Auf-gabe eines sozialen Katalysators zu, sie schafft den Rahmen für das Zusammenleben der Menschen. Alberti ist der erste bedeutende Architektur-theoretiker, er gilt in vielerlei Hinsicht als “modern”: seine Sicht der Architektur als Kommunikationsform, seine ästhetische Theorie, die Gleichsetzung von öffentlichem und privatem Raum und seine Theorie des Skelettbaus werden immer noch diskutiert. Die Vorlesung macht deutlich, dass es bei Alberti nicht um nur um die Vision der ‚Idealstadt’ geht – die man im Allge-meinen mit der Renaissance verbindet - sondern einer Stadt, die in den politischen, sozialen und ökonomischen Kontext des Quattrocento eingebettet ist. Albertins Formel “Die Stadt als großes Haus (maxima domus), das Haus als kleine Stadt (minima civi-tas)” steht in der Tradition der humanistischen Stadt, die vom Verhältnis des Makroko-smos zum Mikrokosmos ausgeht, von einer “neo-klassischen” Vision geprägt und vom Wunsch einer konfliktlosen Welt beseelt ist. Davon ausgehend wird in der Vorlesung die These verfolgt, dass sich auch in unserer Gegenwart Beispiele für “Städte als große Häuer” finden lassen (Spielcasinos von Las Vegas, Shopping-Mals, Kategorie der “Bigness” bei Koolhaas usw.), diese entstehen allerdings unter gänzlich anderen Voraussetzungen als sie Alberti beschrieb.
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4. Termin: MO 08.04.2024
Vortrag 3: Alex Behelfer und Mine Öztürk
Venedig und Palladio: Der Archipel auf dem Festland
Palladio gilt als ein Fixstern im Architekturdiskurs. Er war der erste “Berufsarchitekt” und kann als der erfolgreichste Architekt aller Zeiten bezeichnet werden. Rund 300 Jahre lang wurden nach seinem Vorbild in allen Winkeln der Welt klassizistische Tem-pelfronten vor öffentliche Gebäuden und Landsitze gesetzt. Man kann zurecht von einem “International Style” sprechen. Seine Villen sind zu einem Inbild des besseren Lebens geworden. Die Vorlesung zeigt, was die äußerst erfolgreiche Architektur Palladios auch dem Irrtum verdankt und dass die Architektur keiner immanenten rationalen Logik folgen muss. Der zweite Teil entwickelt Palladios Villenarchitektur im geo-politischen Kontext der “Terraferma - Politik” Venedigs. In diesem Kontext wird aus der Ideal-Architektur ein Instrument der staatlichen Macht mit handfesten Ambitionen. An dieser Stelle wird im Rahmen eines Exkurses die Entwurfsmetapher des “Archipels” diskutiert (Ungers, Hedjuk). Palladio gelingt es, der Herrschaftsarchitektur eine spezi-fische Form zu geben, die in den späteren Kolonialreichen ebenso zitiert wurde wie im franz. Schlossbau. In der Vorlesung wird auch darauf eingegangen, wie Palladio mit dem Altbestand einer Stadt (Vicenza) umgeht udn welche Rolle dabei die universelle Architektursprache der Klassik spielt. Palladios Werk ist von Architekten wie Peter Eisenman aktualisiert worden.
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5. Termin: MO 15.04.2024
Vortrag 4: Isabella Rier und Irina Radeva
Rom und Piranesi: Die Archäologie der Moderne
Der Campo Marzio dell’Antica Roma (1762) von Piranesi nimmt in der Architektur eine herausragende Stellung ein, vergleichbar mit der Mona Lisa in der Malerei. Es handelt sich dabei um den ersten “archäologisch” begründeten Versuch, eine ganze Stadt zeichnerisch wiedererstehen zu lassen. Der Campo Marzio hat bis heute Forschun-gen, Diskussionen und Visionen für die Zukunft der Architektur angeheizt. Mit diesem Werk führt Piranesi den Betrachter nach Rom, allerdings nicht mehr in der enigma-tischen Form der Carceri, sondern mit einer umfassenden Kartierung der Stadt. Die Kartierung des “Marsfeldes” scheint auf einer rationalen archäologischen Arbeit zu gründen, zumindest auf dem ersten Blick, aber hier kommt noch etwas Anderes ins Spiel. Piranesis Plan geht nicht sein Vorbild - der “Nolli-Plan” - in der Dialektik von “Figur und Grund” auf. Piranesi macht daraus das Spiel von “Figur-Figur”. Während der Nolli-Plan Architektur in einen linearen historischen Prozess einschreibt, betont Piranesis Plan die Diskontinuität und Brüche. Damit ist Piranesi ein Postmoderner. Er öffnet einen Möglichkeitsraum, der noch die Arbeit von Architekten und Theoretikern der Gegenwart fasziniert. Piranesi überschreitet in der Architektur eine Schwelle, an die sich die Architekten bis dahin lediglich genähert hatten. Er gilt als der Zertrümmerer des Mimesis-Systems, des archäo-teleologischen Prinzips in der Architektur und schafft damit die Voraussetzung für eine ganz neue Architektur ....
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6. Termin: MO 22.04.2024
Vortrag 5: Alina Maria Ledermann
Le Chaux und Ledoux: Stadt und Revolution
Architektur organisierte immer schon Räume der Produktion und formulierte eine symbolische Ordnung dafür. Unabhängig davon, ob das Prinzip der Herrschaft in einer transzendenten Ordnung verankert war oder aus den selbstorganisierten Gemeinschaften entstand, setzte sie den Rahmen dafür. Die wichtigen Trans-formationen auf den Ge-bieten der Ökonomie, Soziologie, und Politik bündeln sich am Ende des 18. Jhrts. in der “Saline Royale d’ Arc en Senans” von Claude-Nicolas Ledoux. Der “Architekt des Königs”, der durch die Revolution all seine Ämter verlor, weitere die bereits realisierte Salzge-winnungsanlage auf dem Papier zu einer Idealstadt aus und setzte auf das didaktische Potenzial bildhafter Baustrukturen. Es ging ihm nicht nur um die Architek-tur, sondern auch um die Sitten und Moral der sie bewohnenden Menschen. Damit wurde er zum Erfinder einer neuen Architektur, welche die eigene Zeichenhaftigkeit vor die Funktionalität stellt und ewig gültige Achetypen schaffen will. Als idealtypisches Modell bildet die Idealstadt auch das “Paradigma einer Architektur der Arbeit” (Rumpfhuber). Ledoux’ Architektur antwortete auf die Herausforderungen der Über-gangsphase um 1800, als die feudale durch eine bürgerliche Gesellschaft abgelöst wurde und markierte den “Aufbruch in eine ambivalente Moderne” (Lampugnani). Seit dem Zweiten Weltkrieg erleben wir einen Übergang von der “Disziplinargesellschaft” (Foucault) zur “Kontrollgesellschaft” (Deleuze). Was bedeutet das für die Architektur.
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7. Termin: MO 29.04.2024
Vortrag 6: Lara Emser und Eva Stirbu
Paris und Boullée: New Bigness?
Sein ganzes Sinnen und Trachten richtet Boullée darauf, die Architektur nicht als Handwerk zu begreifen, sondern als Kunst. Die heraufkommende Zunft der Ingenieure macht den Architekten damals Konkurrenz. Deshalb schreibt Boullée, Architektur sei “reine Kunst, mit Wissenschaft vereint”. Das Bauen selber sei zweitrangig. Die Architektur nennt er “magische Poesie”, die ebenso ihre Gesetze habe wie die anderen Künste auch. Vielen erscheint Boullès Architektur als visionär, monumental und abstrakt, voll “pathosgeladener und weitschweifiger Diktion” (Evers 2003, S. 318). Boullèe propagierte einen kargen und monumentalen Klassizismus, der den imperialen Herrschaft-sanspruch anzeigte. Sein Traktat Architecture: essai sur l’art war fast zweihundert Jahre lang verschollen und erschien erst in der Mitte des 20. Jhrts. wieder, zuerst in englischer Sprache und dann in der Übersetzung des Architekten Aldo Rossi, der in Boullée eine Komplizen im Kampf gegen den Funktionalismus findet und daraus seine eigene Position des “razionalismo” entwickelt. Für Boullèe sind Architektur und Kunst identisch, der Architekt schöpft aus einem emotionalen Kern und verknüpft das “innere Bild” mit bereits existenten “Typen” oder “Charakteren” aus der Tradition. Die Vorlesung zeigt auf der Basis zentraler Typologien und der paradigmatischen Situa-tion in Paris, dass Boullèes “Projekt für eine Metropole” auch als eine Antwort auf die städtebaulichen Herausforderungen gesehen werden kann, die sich seit dem 17./18.Jhrt für Paris auf dem Weg in die Moderne ergaben.
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8. Termin: MO 06.05.2024
Vortrag 7: Anna Gläser und Nadine Cassar
Paris und Haussmann: Der Abbruch der Labyrinthe
Das Paris von Haussmann ist das Paris der Moderne. Gleichzeitig weitsichtig wie zynisch bildete das Projekt für die neue Stadt eine Gemengelage aus politischer Re-pression, abenteuerlicher Spekulation, brutaler Bodenpolitik, rationalem Ordnugs- und Schönheitswillen. Grundlegend dafür waren die neuen Sanitätsgesetze, die technis-chen Neuerungen und das Aufkommen bürokratischer Systeme, welche die städtebaulichen Transformationen erst ermöglichten. Am Anfang des Jhrts. blieben diese Maßnahmen meist auf bestimmte Bereiche (zB. Wasserversorgung, Eindämmung von Epidemien) beschränkt, es gab noch keine umfassenden Ansätze. Deshalb kam es oft dazu, dass Eingriffe in einen Bereich zu Problemen in einem anderen führten. Die größte Schwierigkeit lag darin, dass man zwar die Notwendigkeit großer Eingriffe er-kannte, aber es gab keine Abstimmung zwischen öffentlichen und privaten Unternehmen bzw. kein Bewusstsein dafür, was öffentliche Planung überhaupt leisten kann. Sozialreformer bwz. Sozialutopisten kritisierten entweder die Stadt als Ganzes oder die Gesellschaft, welche sie produzierte oder sie entwarfen utopische Konzepte, die weit weg waren von der existierenden Stadt. Mit Haussmann änderte sich das.
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9. Termin: MO 13.05.2024
Vortrag 8: Stefanie Gordon und Lukas Rangger
Paris und Benjamin: Die Wunderkammern des 19. Jhrts.
Paris wird im 19. Jhrt. zum Brennglas der gesamten Moderne. Da ist das Paris des mondänen Lebens, der Boulevards und Weltausstellungen, eine Hauptstadt des Spek-takels. Hier entsteht das vergnügungssüchtige Publikum, das wir heute immer noch sind, ein Publikum, das schon vor dem Film mit Kunstschauen und Attraktionen gefüttert wurde. Wie leben heute noch in dieser Tradition, in einer Welt der Fakes, Doubles und Simulakren. Der deutsche Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin hat die Vorlage für die Auseinan-dersetzung mit dem Thema geschaffen. In seiner “Urgeschichte der Moderne” bezieht er sich auf die “Hauptstadt des 19. Jhrts.” und geht auf die Phantasmagorie der bürgerlichen Gesellschaft ein. Die französische Kapitale, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts rasant veränderte, bot jede Möglichkeit für neue Erfahrungen, Wahrnehmungen und Fantasien. Benjamin findet in Paris die architektonischen Metaphern für den “Weltzustand des Kapitalismus”: Passage, Panorama, Weltausstellung und Warenhaus. Er deutet als Erster den Menschen als “Interieursbildner” und spricht damit ein universelles Modell westlicher Kultur an. Das Begehren nach Einzigartigkeit innerhalb einer Masse an Gleichförmigkeit und das kollektive Begehren nach dem Besitz dessen, was von niemandem genommen werden kann: die eigenen vier Wände ...
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10. Termin: MO 27.05.2024
Vortrag 9: Jan Kaltenbach und Ira Harrasser
Barcelona und Cerdà: Die DNA der modernen Stadt
Heute spricht man häufig vom ‚Ende des Städtebaus’ und davon, dass sich Städte nur noch akkumulativ entwickeln als eine Reflexion der spätkapitalistischen Warenströme. Gerade deshalb lohnt es sich, noch einmal die Voraussetzungen der modernen Stadt, wie sie Cerdà zugrunde gelegt hat, zu reflektieren. Cerdà arbeitet an einer “Wissen-schaft der Stadt”, er schlägt für die damalige Zeit ein völlig neues Verständnis der Stadt vor und spricht erstmals von “Urbanisierung”; Stadt entwickelt sich nicht mehr innerhalb eines bestimmten Rahmens (einer Stadtmauer), sondern auf der Basis einer (Infra-) Struktur, welche Regeln festlegt und die Stadt zum ‚Prozess’ macht. Dies führte zu einer territorialen Differenzierung logistischer Natur. Die Stadt genügt nicht mehr den Kriterien der Repräsentation, sie spiegelt nicht mehr den symbolischen Kosmos einer Zeit, sondern folgt dem Management der menschlichen Grundbedürfnisse auf der Grundlage der neuesten technologischen Möglichkeiten, sie ist Produktion und Reproduktion auf der Basis verfügbarer Ressourcen.
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11. Termin: MO 03.06.2024
Vortrag 10: Gabriel Holzer und Gabriela Feiersinger
Die Broadacre City und F.L. Wright: Bauen für Amerika
Eine der Konstanten der Architekturtheorie ist die Frage nach dem Zusammenhang von Architektur und Stadt. Gebäude bilden die herrschenden politischen, sozioökono-mischen, rechtlichen und kulturellen Bedingungen einer bestimmten Epoche ab, weil sie in einem Kontext stehen, der diese Kräfte bündelt. Seit dem 19. Jhrt. driften Ar-chitektur und Urbanismus auseinander das Ende einer ‚Spiegelung’ des Hauses in der Stadt oder der Stadt im Haus kam schließlich mit der Moderne, die das Konzept des Gebäudes kaum noch von der dichten Stadt, sondern vor allem von der Natur bzw. der offenen Landschaft ableitet. Die Vorlesung entwickelt diesen neuen Zusammenhang anhand der ‚organischen Architektur’ von Frank Lloyd Wright und analysiert dabei den Zusammenhang von Individuum, Architektur und Natur. Die möglichst nahtlose Integration des Bauwerkes in die Landschaft ist eines der Motive seines immensen Schaffens. Unter dem Namen “Taliesin” gründete Wright mehrere „Ateliers“ mitten in der amerikanischen Prärie, die als Entwicklungsplattformen für die neue, unabhängige amerikanische Architektur dienen sollten.
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12. Termin: MO 10.06.2024
Vortrag 11: Alisa Gehm und Elisa Weiss
Paris und Le Corbusier: Der Plan Voisin (Wahnsinn oder Genie?)
Die “Hand des Architekten”, die über dem Modell schwebt und der “Architekt, der aus dem Flugzeug auf die Stadt blickt”, verweisen auf die charakteristische “Schöpfungs-manie” der Moderne (der Architekt als “creator mundi”), ihre Heilsbotschaft und ihren Versuch, eine Idealvorstellung von totaler Ordnung zu verwirklichen. Der “Plan Voisin” von Le Corbusier ist ein utopischer städtebaulicher Entwurf, der 1925 der Öffentlichkeit vorg-estellt wurde. Auftraggeber für diesen revolutionären Vorschlag war der Automobil- und Flugzeughersteller Voisin. Das Projekt sah den Abriss großer Teile des Pariser Zentrums vor und sorgte deshalb für viel Aufsehen. Le Corbusier wollte damit dem Streben nach Luft, Licht und Hygiene Ausdruck verleihen und sich von den dicht bebauten Innenstädten abgrenzen. Er wandte die Prinzipien der modernen Architektur auf das Zentrum von Paris an, um sich von der bestehenden Stadt deutlich abzugrenzen. Dieser Plan wurde aus denkmal-schützerischen Gründen niemals in seiner extremen Form umgesetzt. Viele Personen halten ihn für den blanken Wahnsinn, was er zu einem großen Teil sicher auch ist. Vielen gilt dieser Vorschlag heute noch als Beweis dafür, dass Le Corbusier zwar ein Meister der Moderne war in puncto Architektur, zugleich aber auch ein Protagonist jenes “Projekts der Moderne”, das nach dem Zweiten Weltkrieg die Stadt zerstört hat. Die Vor-lesung geht auf beide Aspekte ein und versucht ein facettenreiches Portrait eines der wohl bedeutendsten Architekten aller Zeiten zu zeichnen.
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13. Termin: MO 17.06.2024
Vortrag 12: Noel Melmer und Alicia Büchel
New York und Rem Koolhaas: Die Metropole als Delirium
Das Buch “Delirious New York: Ein retroaktives Manifest für Manhattan” ist ein Klassiker der Architertheorie der 2. Hälfte des 20. Jhrts. Für den Autor, Rem Koolhaas, ist Manhat-tan der Schauplatz für das Endstadium der westlichen Zivilisation. Durch den rasanten Anstieg der Bevölkerung und das Auftauchen neuer Technologien wurde Manhattan von 1850 an ein mythisches Laboratorium für die Erfindung und Erprobung eines revolutionären Lebensstils, der “Kultur des Staus” (Culture of Congestion). Koolhaas geht auf das Verhältnis zwischen dieser Kultur und der Architektur ein, die sie hervorgebracht hat, aber auch darauf, wie die Architektur selbst die metropolitane Kultur erzeugt. Das “nackt Austern essen mit Boxhandschuhen auf der n-ten Etage” ist dafür das berüh-mteste Beispiel, mit dem Koolhaas zeigt, wie der Wolkenkratzer zum “sozialen Konden-sator” wird und ein Leben im “Inneren der Fantasie” ermöglicht. Koolhaas zielt mit seiner Arbeit auf die Eckpfeiler der urbanen Kultur ab: Konsum, Technologie, Instabilität und Verdichtung. Er nimmt nicht die kritische Distanz des europäischen Intellektuellen ein, sondern bejaht die dramatischen Veränderungen, welche eine extrem verdichtete Stadt mit sich bringt. Koolhaas zelebriert anhand von Manhattan die kompakte Stadt in einer Zeit, in der die Stadtzentren in der Regel zugunsten der Suburbia veröden. Manhattan ist für ihn eine “süchtig machende Maschine”, die sich bis zum Delirium steigert.
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14. Termin: MO 24.06.2024
Vortrag 13: Sarah Gollubics und Theresa Botterer
Koolhaas und die Global Cities - Die Welt ist nicht genug
Nicht die biografische Rekonstruktion des Œuvres von Rem Koolhaas und auch nicht die Untersuchung seiner Entwurfsprojekte stehen im Fokus der Vorlesung, sondern die “generative ideas” von Koolhaas, welche von “Delirious New York” zu den globalen Metropolen führen. Die Auseinandersetzung von Rem Koolhaas mit der metropolitanen Kultur von Manhattan zeigt seine Faszination für eine künstliche und technisch mach-bare Welt. Manhattan und seine “Kultur des Staus” (culture of congestion) liefern die Blaupause für die Auseinandersetzung von Koolhaas und OMA mit den Prozessen der Kommerzialisierung, des Kultur-kapitalismus und der Globalisierung. Manhattan steht - allgemeiner gesprochen - für den Prozess der Modernsierung, für den sich Koolhaas zeitlebens interessiert. Die Vorlesung verfolgt den Architekten und Theoretiker dabei, wie er sein Konzept einer metroplitanen Kultur auch auf andere Orte und Kontexte über-trägt: Manhattan ist “portable and packable” (Betsky 2003:30). Angesichts der weltweiten Situation stellt Koolhaas die entscheidende Frage: Was ist mit dem Urbanismus passi-ert? In seinem Essay “Generic City” findet er Antworten. Er setzt sich mit den großen Agglomerationen in Asien auseinander, indem er die “diskursiven Objekte” (“delirious”, “artificiality”, “generic”, “bigness” oder “simplicity”), die er in “Delirious New York” entwickelt hat, aüf einen globalen Kontext überträgt. Ziel der Vorlesung ist, Koolhaas dabei zu begleiten. Sind Metropolen wie Dubai City oder Abu Dhabi “generic” oder “delirious” ? Was bedeutet dann “artificiality” überhaupt? Was kann man dieser Künstlichkeit noch entgegenhalten? Kann man im Kontext der globalen Metropolen überhaupt noch von einer “metropolitanen Kultur” sprechen?
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