Das Symposium führt Expert*innen, Architekt*innen und Künstler*innen zusammen, um über den alpinen Raum zu sprechen, seine Transformation und die Herausforderungen, die sich daraus für die raumgestaltenden Disziplinen ergeben. Klimawandel, Verlust von Biodiversität, überbordender Tourismus und die an ihre Grenzen gelangende Mobilität machen die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels spürbar. Die vom Menschen verursachten Veränderungen stellen die tradierten Vorstellungen der Alpen ständig in Frage. Sie bieten aber auch eine Möglichkeit, die Bilder in unseren Köpfen und unsere Weltanschauungen zu hinterfragen, auf denen diese Veränderungen beruhen, um alternative Vorstellungen der Zukunft des alpinen Lebensraums zu entwickeln. Denkt man heute über die Alpen nach, so sollte man den Rahmen dafür groß genug ansetzen und Visionen haben. Das Ergebnis könnten neue Aspekte der architektonischen Praxis, der Kunst und der Theorie sein. Geht man nämlich von einem erweiterten Begriff der Architektur aus, so zeigen sich neue Formate, Funktionen und Praktiken, die an der Schnittstelle mit anderen Disziplinen als Medienkunst, Öko-Architektur, operativen Oberfläche oder künstlerische Strategie auftauchen.
Franco „Bifo“ Berardi zufolge leben wir in einer Zeit des Zusammenbruchs der Idee der Zukunft. Es geht um die zentrale Frage: Wie kann man Zukunft wieder wie selbstverständlich in die kollektive kulturelle Imagination integrieren? Die Architekturtheoretikerin Ana Jeinić geht darauf ein, welche Rolle die Architektur („speculative design“) dabei übernehmen kann und welche Relevanz spekulatives Denken in der zeitgenössischen Debatte hat. Thomas Kissling vom Institut für Institut für Landschaft und Urbane Studien der ETH Zürich berichtet über den Beitrag des Arbeitsbereichs von Prof. Günther Vogt für die 17. Biennale in Venedig, der eine Grundlage bildet für die Auseinandersetzung mit Tendenzen der Hybridisierung oder der Ausbildung neuer Dichotomien des alpinen Raums. Im Unterschied zu den natürli
chen Landschaften enthalten jene von Daniela Mitterberger und Tiziano Derme (MAEID) künstliche und natürliche Elemente. Sie entstehen an der Schnittstelle der Architektur mit neuen Technologien und Medien und sind Tier-Mensch-Maschine-Assemblagen mit kritischem Potential. Die Architektur fungiert dabei als „Interface“ zwischen Natur und Technologie, sie kann adaptive und neuartige Lösungen bereitstellen in Bezug auf Form, Programm, Materialität, Umwelt und Energie und ermöglicht die Annäherung an fragile Ökologien und die Auseinandersetzung mit kulturellen Codes. Von einer anderen Herangehensweise an den alpinen Raum spricht Ulla Hell von „Plasma Studio“. Das Architekturbüro verwandelt den Alpenraum in ein dynamisches Kräftefeld mit Trajektorien und faltet seine Gebäude darin. Der Künstler Andreas Fogarasi wiederum setzt sich mit kulturellen Transformationsprozessen auseinander und findet deren Spiegelungen in der Architektur. An der Schnittstelle von Gesellschaft, Politik und Geschichte entwirft er seine „Materialpakete“, die verschiedene Fragmente nicht mehr existierender Gebäude zusammenfassen und damit ein interessantes Statement zum Umgang mit unserer gebauten Umwelt liefern.
Im Anschluss an das Symposium mit Kurzvorträgen findet ein Round-Table-Gespräch statt, das von Peter Volgger moderiert wird.